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Das Jahr 2022 für Industrieroboter: Trends in der Automatisierung

Das Jahr 2022 für Industrieroboter: Trends in der Automatisierung

2022 war eines der turbulentesten Jahre der jüngeren Vergangenheit mit zahlreichen wirtschaftliche Dynamiken, die teils unerwartet kamen oder sich nun immer deutlicher bemerkbar machen. Was hielt das Jahr für Industrieroboter und die Automatisierung der Produktion bereit? Und in welche Richtung geht es 2023?

 

So viele neue Industrieroboter wie nie zuvor installiert

Das Jahr war ein Rekordjahr für die Automatisierung. Nach zwei Jahren mit eher schwächeren Wachstumsraten bei neu installierten Industrierobotern wegen der Corona-Pandemie, zog der Roboter-Absatz nun wieder stark an: Knapp 520.000 neue Exemplare kamen 2021 hinzu, für 2022 rechnet der Branchenverband International Federation of Robotics (IFR) mit 570.000. Bis 2025 sollen es fast 700.000 neue Industrieroboter pro Jahr sein. 

Auch in Deutschland wurden mehr neue Roboter installiert als in den Jahren zuvor. Umgerechnet entfällt auf jeden 25. Mitarbeitenden nun ein Industrieroboter. Zum Vergleich: Automatisierungsspitzenreiter Südkorea kommt auf einen Roboter pro zehn Angestellte. In Deutschland hätten es gemäß der Aufträge der Industrie ebenfalls mehr werden können. Bei diversen Roboteranbietern überstiegen die Aufträge die Kapazitäten der Produktion. Ein Problem, das heimische Anbieter mit Produktion “Made in Germany” vermeiden konnten und weiter können. Allerdings ist der hiesige Boom nicht zu vergleichen mit dem chinesischen.

 

In China sorgen Personalprobleme bereits für einen Roboter-Boom

Im Reich der Mitte haben massive Investitionen in die Industrierobotik und hohe Personalprobleme dazu geführt, dass China die USA bei der Roboterdichte überholt hat und nun direkt hinter Deutschland weltweit auf Rang fünf liegt.

Die Herausforderung fehlender Mitarbeitenden zeigt gleichermaßen das Potenzial und den Handlungsbedarf in Deutschland, wo gerade kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) den Weg in die Automatisierung noch scheuen. In der Regel, weil sie Investitionen in Industrieroboter für nicht kosteneffizient und/oder den Umgang mit Kollege Roboter für zu komplex halten. Am fehlenden Interesse für Automatisierung mangelt es dem deutschen Mittelstand schließlich laut Umfragen nicht.

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Zumal auch hierzulande der grassierende Fach- und Arbeitskräftemangel an Brisanz weiter zunehmen wird. Man denke nur einmal an die beginnende Rentenzeit der Babyboomer-Generation und mangelnden Nachwuchs für klassische Produktionstätigkeiten.

 

Der Hype um Cobots 

Eine willkommene Lösung für zahlreiche KMU scheinen Cobots (auch "Kollaborative Roboter genannt) die nicht nur wesentlich günstiger als herkömmliche Industrieroboter sind, sondern sich auch einfacher bedienen lassen. Das Hauptmerkmal jedoch, so versprechen es deren Anbieter offensiv: Der Mensch kann problemlos und Hand in Hand mit einem Cobot zusammenarbeiten, selbst Berührungen sind durch die verbaute, aufwändige Sensorik möglich.

Der Haken in der Praxis: Cobots sind bei der direkten Zusammenarbeit mit Menschen wesentlich leistungsschwächer als ein Industrieroboter, aus Sicherheitsgründen müssen sie im kollaborativen Modus Geschwindigkeit und Krafteinwirkung drosseln.

Die Lücke zwischen klassischem Industrieroboter und Cobot füllen Digital Robots. Bei ihnen steht neben der Hardware eine durchdachte und dennoch simpel zu bedienende Software sowie die Vernetzung über das Industrial Internet of Things (IIoT) im Zentrum. Digital Robots sind einerseits preisgünstiger als Industrieroboter und dennoch leistungsstärker als Cobots, wenn diese tatsächlich mit Menschen kollaborieren sollen.

 

Roboter aus Deutschland: Neue Anbieter auf dem Vormarsch

Lange galt für Industrieroboter: Der Markt wird von einigen wenigen Herstellern dominiert. Eine echte Konkurrenz für diese Global Player – ein beträchtlicher Teil stammt aus Asien oder hat seine Produktion dorthin verlagert – etablierte sich nicht. Zu klein war die Nische für industrielle Roboter, die sich nur größere Konzerne leisten konnten, beispielsweise in der Autoproduktion.

Das hat sich geändert, das Interesse von Unternehmen mit wesentlich geringeren Mitarbeitenden- oder Produktionszahlen wächst rasant. Und damit auch der Bedarf an Herstellern, die auf Augenhöhe mit dem Mittelstand kommunizieren wollen, seine Herausforderungen kennen und verstehen und auch Kleinbetrieben ein Partner bei der Automatisierung sein möchten. 

Das erkennen einerseits KMU selbst, die zunehmend auch auf diese jungen, (noch) kleineren Roboteranbieter zugehen und auf deren Systeme vertrauen. Das erkennt aber auch der Finanzmarkt, der 2022 gleich mehrfach und teils langfristig in deutsche Roboter-Hersteller investierte. Die VDI Nachrichten urteilen über den frischen Wind in der Robotik beispielsweise: "Generell sind Start-ups in der Automatisierungsbranche bei Business Angels aktuell sehr beliebt."

 

Die Zukunft von Industrierobotern gehört (auch) der Software

Über Jahrzehnte hinweg war Automatisierung von Hardware getrieben. Es ging vor allem um robuste und leistungsfähige Industrieroboter, die teils tonnenschwere Teile aus der Fahrzeugproduktion stemmen konnten. Mehr denn je rücken die Software und Anbindung an das IIoT durch die Entwicklung zur Industrie 4.0 in den Fokus der Automatisierung.

Hinter einem modernen Industrieroboter verbirgt sich hinter dem physischen Hardware-Herzen auch ein digitales Software-Hirn. Das heißt: Die Inbetriebnahme der heutigen Roboter kann über einen digitalen Zwilling erfolgen, der seinen realen Bruder in Echtzeit abbildet. Durch die somit mögliche grafische Programmierung benötigen Unternehmen keinerlei Fachleute mehr für das Roboter-Coding. Mit Digital Robots beispielsweise kann jeder Mitarbeitende nach wenigen Minuten umgehen.

Durch die Vernetzung mit dem IIoT werden außerdem Wartungen besser planbar (Predictive Maintenance) und die Robotersysteme lassen sich einfacher in die bestehende Produktionskette einbinden.

 

Welche Trends in der Automatisierung sind 2023 zu erwarten?

Prognosen gehen davon aus, dass die Digitalisierung der Produktion weiter zunehmen wird. Industrieroboter lassen sich mittels IIoT in die Prozesse eines Unternehmens – von der Warenbestellung bis zur Auslieferung des Produkts – einfach eingliedern.

Die Benutzerfreundlichkeit der Bediensoftware wird weiter vereinfach werden, bereits jetzt können beispielsweise Digital Robots so einfach bedient werden wie ein Smartphone. Die Zukunft wird sich mehr und mehr zu Roboter-Betriebssystemen entwickeln, die über mehrere Apps oder Programme verfügen.

Das Thema Fachkräftemangel wird – unabhängig von Corona oder weltweiten wirtschaftlichen Krisen – weiter zunehmen. Mit kostengünstigen und einfachen Robotersystemen können Industrierunternehmen darauf reagieren, ohne lange auf erste Automatisierungsprojekte warten zu müssen.