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Robotergestützte Automatisierung: Lösungen für Automobilzulieferer

Geschrieben von Benjamin Brumm | Dec 10, 2024 1:44:47 PM

Die deutsche Automobilindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel – und mit ihr ihre mittelständisch geprägten Zulieferer. Tausende Unternehmen produzieren und bearbeiten Metallkomponenten wie Batteriebauteile, Elektronikmodule oder mechanische Teile für den Automotive-Bereich. Der Übergang von Verbrennungsmotoren zur Elektromobilität, wirtschaftliche Unsicherheiten und der steigende Wettbewerbsdruck erfordern innovative Lösungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Robotergestützte Automatisierung bietet hierbei vielversprechende Ansätze.

Herausforderungen in der Metallverarbeitung für die Automobilindustrie

  • Strukturwandel durch Elektromobilität: Die Umstellung auf elektrische Antriebe verändert die Nachfrage nach spezifischen Komponenten. Traditionelle Bauteile werden weniger benötigt, während neue Komponenten, insbesondere für Batterien und elektronische Systeme, an Bedeutung gewinnen. Unternehmen müssen ihre Produktionsprozesse entsprechend anpassen.
  • Wirtschaftliche Unsicherheiten: Rezessionen, schwankende Märkte und unkalkulierbare Beziehungen zu wichtigen Exportländern wie China oder den USA führen auch bei Zulieferern zu Auftragsrückgängen und erhöhen den Druck auf Margen. Bedenklich, denn laut Branchenverband VDA wurden 2023 drei von vier Autos, die in Deutschland produziert wurden, ins Ausland geliefert. Die deutsche Automobilproduktion ist seit 2018 um 25 Prozent zurückgegangen, was die wirtschaftliche Lage vieler Zulieferer verschärft. 1

  • Hoher Wettbewerbsdruck und OEM-Anforderungen: Original Equipment Manufacturers (OEMs) – im Automobilbereich also entweder die Fahrzeughersteller selbst oder ihre direkten Systempartner – verlangen von Zulieferern der folgenden Lieferkette höchste Flexibilität und Verfügbarkeit. Bestellungen müssen in kürzester Zeit bearbeitet werden, was eine agile und effiziente Produktion erfordert.
  • Kurzfristige Entscheidungen: Aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks sind schnelle Entscheidungen und kurze Lieferzeiten essenziell. Dies stellt Unternehmen vor logistische und organisatorische Herausforderungen.
  • Arbeitsumfeld und Effizienz: Arbeiten in der Metallverarbeitung kann häufig anstrengend und monoton sein. Immer weniger Menschen sind bereit für solche Tätigkeiten. Gleichzeitig sind die Margen gering, was Investitionen in neue Technologien zur Abmilderung des Fachkräftemangels erschwert.

Lösungsansätze durch robotergestützte Automatisierung

Viele Unternehmen setzen bereits seit längerer Zeit auf Automatisierung. Allerdings häufig nur im Ansatz oder mit veraltetem technologischem Stand. Entsprechend hoch ist das Potenzial für Optimierungen. Robotergestützte Automatisierung kann gezielt eingesetzt werden, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen.

  • Flexibilität und Effizienzsteigerung: Moderne Roboterlösungen ermöglichen eine schnelle Anpassung an wechselnde Produktionsanforderungen. Sie sind ungleich flexibler als herkömmliche Industrieroboter aus früheren Jahren, da sie sich sehr viel schneller und einfacher einrichten, programmieren und umrüsten lassen. Im Ergebnis führt dies zu einem effizienteren und schnelleren Start der automatisierten Produktion.
  • Integration von Peripheriegeräten: Ein weiterer Faktor für den schnellen Wechsel zur automatisieren Produktion ist die Verwendung nahtloser Schnittstellen: Für eine Vielzahl von Aufgaben in der Metallverarbeitung, beispielsweise Maschinenbeschickung oder Teilevereinzelung, gibt es standardisierte Komplettlösungen, bei denen Roboter mit den für die jeweilige Anwendung notwendigen Geräten und Werkzeugen kombiniert sind. So ist die Kommunikation zwischen allen an der Automatisierung beteiligten Komponenten sichergestellt – was wiederum die Ausfallgefahr des Systems enorm reduziert und zu qualitativ hochwertigen Ergebnissen führt.
  • Verbesserung der Arbeitsbedingungen: Wenn Roboter einfachere und/oder monotone Aufgaben übernehmen – im Idealfall möglichst lange autonom ohne menschlichen Eingriff – kann ein Unternehmen erstens Personalkosten einsparen. Außerdem kann so die Produktion aufrechterhalten oder sogar erweitert werden, auch wenn es an Personal fehlt. Nicht zuletzt können qualifizierte Fachkräfte für andere, anspruchsvollere Tätigkeiten eingesetzt werden.
  • Kosteneffizienz nach anfänglicher Investition: Obwohl die Implementierung von Automatisierungslösungen die Bereitschaft einer anfänglichen Investition erfordert, amortisiert sich diese durch gesteigerte Effizienz und reduzierte Fehlerquoten. Was vielen Unternehmen bislang nicht bewusst ist: Die Schwelle zur Gewinnerzielung ist keine Frage von Jahren mehr, innovative Lösungen machen sich in der Regel bereits nach wenigen Monaten bezahlt. Unternehmen mit hoher Investitionsbereitschaft können so ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern.
  • Schnelle Implementierung: Modulare Automatisierungslösungen ermöglichen eine zügige Integration in bestehende Produktionslinien. Dies ist besonders wichtig, um den Anforderungen der nächsthöheren Unternehmen in der Lieferkette nach kurzen Lieferzeiten gerecht zu werden.

Praktische Beispiele für Automatisierungslösungen

  • Maschinenbeladung: Der Einsatz von Robotern zur automatischen Be- und Entladung von CNC-Maschinen erhöht die Effizienz und Präzision. Durch eine einfache und flexible Integration unterschiedlicher Greifer und geeigneter Spanntechnik kann der gesamte Prozess optimiert werden.
  • Teilezuführung und -abführung: Automatisierte Systeme mit Kameraintegration und Fördertechnik ermöglichen eine präzise und schnelle Zuführung von Bauteilen. Ein wichtiger Schritt für folgende Produktionsprozesse wie die Montage, Qualitätskontrolle oder Bestückung von Maschinen. Die Automatisierung reduziert manuelle Eingriffe und steigert die Produktivität. Hierbei ist darauf zu achten, dass die gewählte Lösung ideal mit den anfallenden Werkstücken interagieren kann.

Fazit

Die Automobilzulieferindustrie steht vor erheblichen Herausforderungen, die durch den technologischen Wandel und wirtschaftliche Unsicherheiten bedingt sind. Robotergestützte Automatisierung bietet konkrete Lösungen, um Flexibilität, Effizienz und Qualität in der Produktion zu steigern. Unternehmen, die bereit sind, in moderne Technologien zu investieren, können ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern und gestärkt aus dem Wandel hervorgehen.

Quellen

1) https://www.wiwo.de/unternehmen/auto/vw-bmw-und-co-darum-ist-fuer-die-deutsche-autobranche-keine-besserung-in-sicht/30004254.html