Geposted von:
Janik Ebner
Mehr als eine halbe Million Industrieroboter wurden laut der aktuellen Statistik der International Federation of Robotics allein im Jahr 2021 weltweit installiert - neuer Rekordwert für die Branche. Auch in Deutschland kamen Tausende Exemplare dazu, womit das Land die Spitzenreiterposition in Europa festigt.
Erfahren Sie in diesem Artikel, was die Politik sich von mehr Industrierobotern erhofft. Lesen Sie außerdem, wieso auf dem deutschen Arbeitsmarkt auch bei zunehmend massentauglicher Automatisierung keine Arbeitslosenwelle zu erwarten ist.
Deutschland europäischer Spitzenreiter bei Industrierobotern
Im Jahr 2021 fanden weltweit rund 517.000 Industrieroboter den Weg in Unternehmen. Das übertrifft den bisherigen Rekordwert von 2018 um 22 Prozent. Weltweit nutzt die Industrie mittlerweile circa 3,5 Millionen Roboter. Allein in Deutschland – mit inzwischen knapp 246.000 eingesetzten Industrierobotern Automations-Europameister – kamen knapp 24.000 neue Exemplare dazu. Das größte Wachstum im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete die Metall- und Maschinenindustrie, gefolgt von der Kunststoff- und Gummibranche.
Diese Zahlen gehen aus dem World-Robotics-Report 2022 des Branchenverbands International Federation of Robotics (IFR) hervor. Weltweit gesehen werden mittlerweile mehr als doppelt so viele Industrieroboter jährlich neu installiert als noch 2015. IFR-Präsidentin Marina Bill sprach von einer Zunahme der Robotik und Automation mit „rasanter Geschwindigkeit“. Für die kommenden Jahre geht die IFR von weiterhin steigenden Absatzzahlen aus.
Auch der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) berichtete unlängst von einem Nachfrageboom. Der Vorsitzende der Sparte Robotik + Automation, Frank Konrad, erkannte eine „Hochkonjunktur“ der Robotik. Für die Branche erwartet der VDMA 2022 ein Umsatzplus von fünf Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Und das, obwohl insbesondere Hersteller, die nicht im Inland produzieren und ihre Bauteile vorwiegend aus dem Ausland beziehen, von Lieferengpässen betroffen sind. Ein Problem, das sich mit Industrierobotern „Made in Germany“ weitgehend umgehen lässt.
Warum steigt die Zahl der Industrieroboter so stark?
Dass das Roboter-Wachstum dringend benötigt wird, steht außer Frage. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen haben einen enormen Nachholbedarf. Während Industrieroboter bei Großkonzernen bereits zur Normalität gehören, nutzt nur ein niedriger einstelliger Prozentsatz der Betriebe mit weniger als 250 Mitarbeitenden einen oder mehrere Roboter.
Dabei können diese zur Lösung des Arbeits- und Fachkräftemangels – die wohl größte Herausforderung der Industrie heute und in Zukunft – beitragen. Abgesehen von der Kindererziehung sowie Alten- und Gesundheitspflege sind technische Berufe mit am stärksten von fehlendem Personal betroffen. Fehlende Arbeitskräfte sind wegen sinkender Geburtenraten und voranschreitendem Renteneintritt der Babyboomer-Generation auch mittel- und langfristig ein Haupttreiber für die Etablierung von Robotern in der Industrie.
Wie tragen Industrieroboter zur Lösung des Personalmangels bei?
Frank Konrad vom VDMA gibt jedoch zu bedenken, dass Robotik und Automation allein nicht den Arbeits- und Fachkräftemangel beheben können. Er drängte im Frühjahr 2022 auf „ein stärkeres Engagement von der Politik“. Wenige Monate später erschien eine Fachkräftestrategie der Bundesregierung. Sie fußt auf einem gemeinsam mit Verbänden, Gewerkschaften, Bildungseinrichtungen und weiteren Institutionen durchgeführten Fachkräftegipfel.
Fünf Schwerpunkte beschreiben, wie Fachkräfte gewonnen und gehalten werden können. Unter anderem sei „gute Arbeitsqualität, sichere, gesunde und gute Arbeitsbedingungen sowie eine mitarbeiterorientierte Arbeitskultur“ zentral. Hier kommen laut Bundesregierung wiederum Roboter ins Spiel, da sie "schon heute körperlich schwere, gesundheitlich gefährdende und monotone Aufgaben übernehmen".
Wie verändert sich die Arbeit durch Roboter in der Industrie?
Kritische Stimmen merken dennoch an, dass durch mehr Roboter massenhaft Arbeitsplätze in der Produktion verloren gehen würden. Teils wird von bis zu sechs gestrichenen Stellen je Roboter gesprochen. Eine Gruppe von Forschenden hat dies für Deutschland dagegen relativiert, solche Szenarien seien nicht zu erwarten. Vorstellbar wäre dies in Nationen mit anderen Voraussetzungen am Arbeitsmarkt und einem laxen Schutz für Mitarbeitende, wie beispielsweise in den USA.
Der Rückgang hierzulande beträgt laut Studienlage rund zwei Arbeitsplätze pro Industrieroboter. Allerdings kommen diese Stellen in anderen Branchen hinzu. Insgesamt halten sich Job-Rückgänge und -Zugewinne durch die Etablierung von Robotern die Waage.
Laut der Forschenden liegt das einerseits daran, dass das bestehende Personal nicht etwa entlassen, sondern für andere Aufgaben im Unternehmen umgeschult und weitergebildet wird. Für die Betroffenen hätte dies einen Aufstieg in der beruflichen Hierarchie zufolge – eine Win-Win-Situation für Mitarbeitende und Unternehmen.
Zweitens profitiert die deutsche Industrie davon, dass sie im internationalen Vergleich über mehrheitlich produktive Unternehmen verfügt. Diese Firmen – darunter weltweite Branchenführer jeder Betriebsgröße oder Hidden Champions – steigern ihre Produktivität, ihre Konkurrenzfähigkeit und letztlich auch die Zahl der Beschäftigten durch neue Technologien, zu denen Roboter fraglos zählen.
Wie profitieren bisher nicht automatisiert arbeitende Unternehmen vom Roboter-Boom?
Gleich mehrere Trends sorgen dafür, dass auch bisher nicht automatisiert produzierende Unternehmen auf den Robotik-Zug aufspringen können. Erstens wird der Einsatz von Industrierobotern immer einfacher – von der Einrichtung über die Programmierung und Bedienung bis zur Kontaktaufnahme mit den Herstellern bei Support-Fragen. Zu den Vorteilen dieser neuen Generation der sogenannten Digital Robots gehören die intuitive, Smartphone-artige Bedienung ebenso wie die Bündelung von Software und Hardware.
Für Nutzer der Roboter hat der Aufbau eines Automatisierungs-Ökosystem „einen enormen Mehrwert, da sich Aufwand und Zeit bis zur Inbetriebnahme deutlich reduzieren“, fasst die International Federation of Robotics zusammen. Zudem wird die Einbindung von Werkzeugen oder externen Komponenten in die gesamte Robotik-Anwendung einfacher, da standardisierte Programmbausteine – beispielsweise für häufig benötigte Prozessschritte – in die Bediensoftware integriert werden können.
Zweitens sind Roboter der modernen Generation nicht mehr mit ihren Vorläufern vergleichbar. Digital Robots agieren wesentlich intelligenter. Die Software dieses innovativen Robotertyps entwickelt sich ständig weiter und wird in rascher Abfolge ausgereifter und benutzerfreundlicher. Hierzu gehört auch der Austausch und die Interpretation von Daten zwischen Robotern untereinander und mit Maschinen über eine Industrial Internet-of-Things-Plattform.
Drittens erkennen immer mehr Unternehmen, dass Industrieroboter eine Chance sein können, die Produktion wieder an den ursprünglichen Standort rückverlagern zu können, um Lieferkettenproblemen aus dem Weg zu gehen. Diese werden unter anderem verursacht durch die Corona-Pandemie, geopolitische Spannungen, Ressourcenmangel und zunehmend auch durch den weltweiten Klimawandel.
Roboterbasierte Automatisierung ist damit kein Zukunftsthema mehr, das sich nur ausgewählte Weltkonzerne leisten können. Sie ist massenkompatibel geworden.
Erfahren Sie mehr im Whitepaper
Sie wollen wissen, warum zu einem leistungsstarken Industrieroboter auch eine benutzerfreundliche Software gehören sollte? Dann informieren Sie sich im kostenlosen Whitepaper über die heutigen Möglichkeiten eines Digital Robots. Auf 12 Seiten erfahren Sie, welche Chancen und Herausforderungen Unternehmen jeder Größe mit Automatisierung verbinden.